Erich Glagau 2003
Dr. JANKO JANEFF
Versuch einer
Würdigung
dieses großen Bulgaren und
Europäers,
der am 13. Februar 1945 von
alliierten Terrorbombern in Dresden ermordet wurde.
***
Kurzbiographie
Janko Janeff wurde am 13.
12. 1900 in Pestera, Bezirk Plovdiv geboren. Mit 19 Jahren hatte er bereits drei
Gedicht-Sammlungen:
1918: „Sünde und Kummer“;
1918: „Nach Norden“; 1919: „Sehnsüchte“
1919 ging er nach
Deutschland, um Dramaturgie zu studieren, ließ sich aber für Philosophie
immatrikulieren. Bis 1923 ist er Student in Leipzig, Freiburg und Heidelberg.
Seine Doktorarbeit trug den Titel „Leben und Übermensch“
1923.
Danach geht er nach
Bulgarien zurück und arbeitet in der Universitäts-Bibliothek in Sofia. Seine
literarischen Werke in dieser Zeit sind: 1926: „Antichrist“; 1927-28 zwei Bücher
über Hegel; 1928-32 folgen weitere Werke. Sein großer Wurf erscheint in
Bulgarien „Der heroische Mensch“.
Auf eine Einladung der
Deutschen Reichsregierung geht Dr. Janko Janeff nach Berlin, um an der
Universität in Berlin Vorlesungen zu halten. Er liebt Deutschland und bleibt
hier, ohne seiner Heimat untreu zu werden. 1942 nimmt er an der Konferenz „Neues
Europa“ in Dresden teil und hält einen Vortrag mit dem Titel „Die Seele
Europas“.
Am 13. Februar 1945
ermordeten die alliierten Terrorbombern diesen bedeutenden Europäer mit
Hunderttausenden deutschen Zivilisten in Dresden.
***
Unter dem Begriff „Die
Preußen des Balkans“ standen die Bulgaren hoch im Kurs der Völker Europas. Eine
Bestätigung erfährt man durch das Buch von
Dr. JANKO JANEFF
DES
JAHRHUNDERTS.
Es ist 1939 bei Heligsche
Verlagsanstalt in Leipzig erschienen.
Die Sprache eines Philosophen ist wegen eigener Begriffsbestimmungen
nicht immer leicht zu verstehen. Manchmal muß ich mich hineinfühlen, weil ich
dort nicht zu Hause bin. Janko Janeff weiß jedoch trotz der Unzulänglichkeit der
Sprache, all das auszudrücken, was ihn, in Anbetracht der Größe der
Erschütterung, innerlich aufwühlt. Und ich kann das, was diesen Philosophen
bewegt hat, bei tieferem Schürfen durchaus nachempfinden.
Sein großer Kummer war der Zustand der vom Christentum bestimmten
Geschichte des europäischen Abendlandes. Es jammerte ihn, dass der urwüchsige,
naturverbundene, lebensbejahende Europäer indogermanischer Herkunft durch das
orientalische Christentum mosaischer Prägung in zweitausend Jahren zum Gegenteil
umerzogen und sogar umgepolt worden war: Naturabgewandt, lebensverneinend,
schuldbeladen, einem grausamen Gott ausgeliefert, volksfeindlich, sich selbst
erniedrigend und die „Auserwähltheit“ eines kleinen orientalischen Volks
anerkennend.
Er ist tief erschüttert, dass der europäische Mensch dieser zersetzten
Welt durch die künstlichen Vorstellungsgebilde sowohl den Instinkt als auch die
Fähigkeit eine Gefahr zu wittern, bereits verloren hat. Es sieht so aus, als
habe sich der Mensch von der Natur sogar verabschiedet. Vom Ursprung her wurde
der Mensch nämlich in die Natur hineingesetzt. Durch artfremde, künstliche,
unglaubliche Dogmen, aber gerade deshalb zum Glauben gezwungen, wurde der
Mensch in der Seele verdorben, und hat sich so von seiner Lebens-Basis entfernt.
Dr. Janeff beklagt die Verschwommenheit von Ergriffenheit des Instinkts
gegenüber der Natur und dem theoretischen Glaubensbegriff der scheinbaren
Wissenschaft des Glaubens. Darin erkennt er das Unheil des theologischen
Intellektualismus. Man kann von einer Art Umnachtung des Geistes
sprechen, wenn man die Schriften der Gegenwartstheologen über ihre Erkenntnis
und Rechtfertigung des Glaubens, über Kirche und Heidentum aufschlägt. Was kann
schon mit den gebräuchlichsten Worten wie „Erlösung“, „Gnade“, „Tod“ und „Sünde“
innerlich positiv bewegt werden? Denn diese Begriffe verhalten sich zum Geschenk
des Lebens abweisend. Der indogermanische, der europäische Mensch ist
nämlich vom Ursprung her lebensbejahend!
Wir sind nicht in der Lage zu sagen, wie das frühere Heidentum sich gestaltet hat. Dies ist auch nicht
wichtig, weil wir nicht an eine Restaurierung denken. Die Sprache der Feinde des
Heidentums begnügt sich mit „Bilderverehrung“, „Götzendienst“ und dgl. Wir
versuchen heute mit Begriffen wie „Rasse“, „Blut“, „Lebensganzheit“ den
Wesensbereich der indogermanischen Weltschau und die Gebundenheit an
Überlieferung, an Sage und Brauch zu bezeichnen. Sie nicht nur allgemein übliche
Begriffsgebilde, sondern überwältigende Erlebnisse, die den Lebensrhythmus der
Ahnen bedingten.
Janeff sieht den künftigen Kampf zur Überwindung des Christentums mit
aller Konsequenz: Es führt zu einer furchtbaren Begegnung, bei der die letzte
Auseinandersetzung zwischen Mensch und Kirche, zwischen Urgefühl und Lehrsatz
stattfindet; eine Revolution eines sich neuprägenden Denkens, aus dem Zorn gegen
den Trug-Schein und dem klaren NEIN! Er erwartet den Jubel der sich aus Jehovas
Gefangenschaft befreienden europäischen Menschen!
Auch die Sprache der orientalischen „Religion“ ist fremd in ihren ewigen
„Offenbarungen“, in deren Worten die Bilder des Nichts und zerbrochenen und
seufzenden Klänge liegen. Es fehlt in allem die urwüchsige Kraft des
naturverbundenen Menschen. In jedem christlichen Wort zittert die Seele Europas.
Janeff sieht auch in den Gesichtern der christlich Belasteten den
gekennzeichneten Blick, die Falten der Stirn und die verkniffenen Lippen als
Merkmal der zugegebenen ewigen Verdammnis. Es ist das Gesicht des ewigen
Sklaven, der aber nach Freiheit dürstet. Nur der nordische Mensch hat bis heute
sein autonomes Gesicht nicht verloren: ursprungsnäher, souveräner! Selbst in den
Epochen der schrecklichen Verödung im Namen des morgenländischen Kreuzes
empfindet er den Schrei des sich auf seine Existenznähe wieder besinnenden
abendländischen Menschen.
Über Jahrhunderte ist trotz der bedingungslosen Erziehung zur
unbegründeten Demut und zum Gehorsam gegen die Verkünder der angeblichen
Minderwertigkeit des urwüchsigen Menschen im Bereich der indogermanischen
Nachfolger das Aufbäumen zu spüren gewesen. Janeff sieht die Grundlagen auch in
der Landschaft: Dunkle Berge schaffen Götter als Wächter des Blutes; sie sind
keine übersinnlichen Gestalten, sondern lebendiger Mythos, in dem das Volk den
Sinn für die Reinheit seines Geistes und die Unantastbarkeit seiner Tugenden und
seines Geistes verkörpert. Die schönsten Heldensagen sind mit der Berglandschaft
verbunden, während das Gebet und der Psalm in der unheimlichen Wüste entstanden
sind. Die Kirche ist eine Institution der Wüstenlandschaft, in welcher der
Mensch sich naturfremd und zeitfremd fühlt. Auch Nietzsche schreibt: Ein Jesus
Christus war nur in einer jüdischen Landschaft möglich, über der fortwährend die
düstere Gewitterwolke des zürnenden Jehova hing.
Jeder Mensch wurzelt in dem Gesetz der lebendigen Besonderheit seines
Bereiches, in dem Rhythmus der Natur, die um ihn lebt. Janko Janeff erzählt von
seinen heimatlichen Balkanbergen zwischen Asien und Europa. Er liebt sein
Bulgarien, und er schwärmt davon, weil er sich mit dieser Natur als eine Einheit
fühlt. Er beklagt die Herrschaft des Ostens. Die Hagia Sophia ist nicht weit.
Überall ist Furcht und Zittern. Dennoch: In dieser Welt walten Mächte, die kein
gebildeter Jesuit und kein Reformator der Kirche begreifen kann. Es ist die
Erfahrung des Allgegenwärtigen, des Geheimnisses der stolzen Landschaft, der
Einheit von Wille und Gipfel, von Gedanken und Höhe. Dann offenbart sich die
Ruhe, die große Weltruhe: Der Mensch befreit sich von der Erinnerung an seine
Ohnmacht. Überall, wo der Stamm mit der Landschaft der Schluchten und Felsen
verwachsen ist, erhält sich die magische Wurzel der Seele, das Wesen der Sippe,
der Kult der Sprache und des Verwegenen. Der Mensch ist hier Urwächter des
Blutes und seines Geheimnisses.
Dagegen ist die schicksalsgleichgültige Großstadtwelt krankhaft und
nervös. Die Großstadt ist morgenländisch, händlerisch, ahasverisch; ihr Ursprung
ist im Osten zu suchen, in der Heimat des internationalen Wechselgeschäfts und
des internationalen Kapitals. Die Großstadt der modernen Welt, so wie sie jetzt
besteht, hat kein Antlitz, weil sie landschaftslos ist; sie ist feige, weil sie
von Dieben der Gedanken, Magikern und Technikern geistiger Armut erfüllt ist. Es
fehlt der Großstadt der dörfliche Primitivismus, die Ahnungen des an die Sippe
gebundenen Menschen, die Einfalt und Selbstverständlichkeit der elementaren
Weltanschauung. Der Fortschritt, die Wissenschaft trennten das Bewusstsein des
Menschen vom Erdgebundenen. Wenn der völkisch und geschichtlich neutral
gewordene Bürger sich wieder nach der Natur sehnte, so tat er es aus
Verzweiflung über seine eigene Ohnmacht und seine innerliche Verarmung. In der
Natur fand er die Idylle, die Landschaft des Glücks, des Ausruhens und der
Zerstreuung. Aus dieser Landschaft sind die Poesie des Sentimentalen und der
moderne Tourismus entstanden.
Seit dem Durchbruch der christlichen Jenseitspredigt hat das Abendland
jeden Zusammenhang mit der sie tragenden Landschaft verloren, die die
geschichtliche Gestaltung der arischen Völker kennzeichnet, wie sie zuerst in
Iran oder bei den Waldstämmen des Nordens zum Ausdruck kam. Die letzten Träger
des Landschaftserlebnisses im heidnischen Europa waren die germanischen Stämme,
die auf dem Boden der Römer ihre Reiche zu gründen versuchten. Das Evangelium
ist überhaupt der Natur fremd, wie das ganze Mittelalter und seine
Verkörperungen der Flucht aus dem Zeitlichen und Sinnlichen und wie auch alle
anderen Kulturen, die unter morgenländischem Einfluß entstanden sind. Das
Christentum kennt nur die farblose und müde Unnatur der Gnadenbedürftigen.
Was Luther zwang zu protestieren, war der innere Trieb zur Entscheidung
an der Grenze zweier verschiedener Epochen des abendländischen Geschehens. Nur
Luther konnte so handeln, nur dieser Revolutionär und Verleumder aus Instinkt.
Luthers Gestalt ist von dem Willen zur Entscheidung bedingt; er will etwas und
er vollbringt etwas. Daher wirkt Luthers Stimme wie ein donnernder Ruf durch die
Jahrhunderte bis in unsere Tage hinein. Nicht weil diese Stimme die Wahrheit,
die letzte Wahrheit ausspricht, sondern weil sie aus der Urquelle entspringt,
aus der Ergriffenheit, die mit dem Trieb zur persönlichen Durchsetzung und nicht
nur mit dem Programm der Umbildung irgend einer Institution verbunden ist, weil
sie eben ein Schrei aus der letzten Vereinsamung der abendländischen Seele ist.
– Uns fehlt heute die Verwegenheit, die überwältigende Prophetie der Wende, das
Erlebnis der Stunde des Schicksals, die herannaht.
Wer heute ein Philosoph sein will, muß verachten und kämpfen können und
zwar aus innerer unerbittlichen Notwendigkeit. Das ist der Akzent des
Räuberischen in der Philosophie jeder Aufbruchzeit überhaupt, nicht nur unserer
Zeit. Es ist der Leichtsinn und die Lust am Abenteuerlichen, an Ironie und
Entweihung, was den neuen Philosophen begeistert und ihn mit Einfällen
überschüttet, die wie ein Blitz die Welt der Schuld erhellen. Wer heute
philosophiert, muß nicht nur an die Ionier denken, die scherzten, wenn sie über
das Wahre sprachen, sondern auch an Sokrates, an die Dialektik des Hohns. Durch
die Ironie enthüllt sich das Verdammte und das Gesicht des
Verdammten.
Aus der oft gebräuchlichen, etwas im Zickzack verlaufenden
Philosophen-Sprache übersetzt sagt Janko Janeff: Wer da meint, mit der Aufgabe
seines (orientalischen) „Glaubens“ vor dem Nichts oder im Nichts zu stehen, der
hat in Wirklichkeit mit dem Ende seines „Glaubens“ zum „Urglauben“
zurückgefunden. Hier muß man allerdings den Begriff des „Glaubens“ für alle
verständlich definieren: Da der
Glaube nur das beinhalten kann, was man nicht weiß, wurde er gegenüber den
Leicht-Gläubigen zu schlimmsten Auswüchsen bis hin zu Verbrechen missbraucht.
Dennoch hatte es sich so eingebürgert, dass ein Mensch, der vorgab,
keinen „Glauben“ zu haben, fast wie ein Ungeheuer betrachtet wurde.
Deshalb hat der Autor zur leichteren Überleitung das Wort „Urglauben“ gebraucht.
Gemeint hat er damit die Rückkehr des befreiten Menschen zur urwüchsigen
ganzheitlichen, existenzerweckenden Verbundenheit zur Natur. Es ist damit eine
Verneinung als Befreiung des Betrogenen, des Verstoßenen. Er hatte erkannt, dass
der gedachte „Gott“ über Jahrtausende nun genug geredet hatte, und trotzdem
nicht überzeugen konnte.
Janeff erinnert an
berühmte Menschen wie Luther, Kant, Hegel, Hölderlin und Goethe, die den Kampf
gegen die orientalische „Religion“ aufgenommen haben. Je nach der Tiefe der
eingetriebenen Gewalt-Religion konnten sie sich mehr oder weniger befreien. Auch
die geistige Revolution durch den Reformator Luther wird kritisch untersucht.
Wobei der damalige Zeitgeist des mosaischen Christentums mit seinem
Absolutheits-Anspruch nicht unberücksichtigt werden darf. So waren sie eben als
Menschen entsprechend ihrer Zeit geprägt. Deshalb konnte auch Luthers Wirken nur
Stückwerk bleiben. Gegen Ende seines Lebens hat Luther durchaus geahnt, welche
Riesenarbeit noch zu tun sein wird, um dem deutschen Volk zu seinem arteigenen
„Glauben“ zu verhelfen. Schließlich bleibt nur ein Schluß übrig: „Religion“
bedeutet nicht Läuterung des Geistes, sondern seine Verdunkelung! Sie ist
Massenglaube, Massenheil und Massen.-befriedigung. Sie betrifft die Frage nach
der Bändigung der Persönlichkeit, die sich selbst aufgegeben hat, nach der
Eroberung des Instinkts, der nicht mehr der Natur treu geblieben ist. Es ist die
Frage nach der Organisation der „Gläubigen“ und Hoffenden.
Von diesem
Gesichtspunkt aus ist das Christentum Religion. Es entstand aus der Propaganda
der Erwartung. Es rief die Massen zum Aufruhr, untergrub das Reich der
bäuerlichen Wirklichkeit. Nicht zufällig wurzelt das Christentum in Israel; es
übernahm die Methode der Werbung, den Synagogenstil und die Beherrschung durch
die Angst. Wider die Natur ist die Bejahung des Erniedrigten, die Verherrlichung
des schwachen Menschen, der immer übervölkisch empfindet, der Aufruf zur
„Verbrüderung“ der Völker und der Affekt der Vergebung, das Drama des nahenden
Gerichts, die Verschwörung des Pöbels im Namen eines Gottes der Rache gegen die
Herrschenden und Arttreuen. Der apostolische Begriff der „Herde“ wurzelt in
diesem Aufruf an die Masse. Das Christentum ist die Unterbrechung der Geschichte
des arischen Lebens, das in einem ganz anderen Grund wurzelt. Es ist das größte
Ereignis in der Geschichte, der Weltsatanismus des Orients! Es ist der
gewaltigste und gewaltsamste Akt der Zersetzung des ursprünglichen
Lebensgehalts, die Erniedrigung des Geistes, der das Recht auf seine
selbstbewusste Gestaltung aufgeben musste. Nichts ursprünglich Griechisches ging
darum in die christliche Heilsvorstellung ein. Das Griechentum wurde von dieser
Predigt erst durch das alles Fremde fälschende und ausbeutende
Mittelmeerjudentum übernommen. Vor den platonischen Ideen stand das
hellenistische Judentum in Wahrheit mit derselben Verachtung, mit der es aus
seinem Rasseninstinkt und seinem Haß gegen jede andere Macht und Formbildung des Arischen in
allen späteren Jahrhunderten gestanden hat, immer wieder danach strebend, Athen
zum Mittelpunkt seiner Rassegenossen, Pythagoras zu einem Schriftgelehrten,
Platon zu einem Schüler Jehovas, Rom zum Offenbarungsort seiner Berufung und zum
Ende des Cäsarismus zu machen. Das hatte auch der Kirchenvater Tertullian
erkannt, der sagte: „Was hat Athen mit Jerusalem zu tun?“
Janeff spricht von
der Hegelschen Philosophie: Er verfiel in den Irrtum, die Ableitung des
Europäischen aus dem asiatischen Judentum zum Ausgangspunkt seiner Philosophie
der Geschichte des Geistes zu machen. Gerade die Ahnung der Ursprünglichkeit des
Schöpferischen, des weltbildenden Geistes hat Hegel nicht zum Ausdruck gebracht,
denn er fühlte sich an die christliche Lehre gebunden. (Aus diesem Grunde ist
die weitere Entwicklung zu erklären, dass z. B. ehemals für Marxismus und
Kommunismus Begeisterte heute nicht diesen Weg Mosaismus > Christentum >
Kommunismus wahrnehmen, sondern das Christentum als ein Ideal für die Menschheit
erahnen wollen, das nichts mit dem Mosaismus zu tun hat.) Um noch einmal zu
betonen: Das Christentum entstand aus der Entweihung des arischen Daseins,
schreibt Janko Janeff!
Bei der Durchsetzung des Christentums
kämpften zwei Mächte: erstens die Macht des mit dem Adel des Lebens niemals
verbunden gewesenen aus dem Orient und zweitens die naturnahe Kraft ruhenden
Menschen, die den Wanderstab nicht kannten. Es siegte der Geist der Wüste, weil
er immer stärker gewesen ist als der selbstherrschende Geist des Mythos. Immer
sollte die Masse und nicht das Volk, die Religion und nicht die Sage siegen. Der
Galiläer wusste das und berief sich darum nicht auf den Mythos, sondern auf den
Trieb des vorderasiatischen Menschentums. Noch besser wusste das Paulus, der
seine Massenversammlungen zu Versammlungen der Verschwörer gegen den arischen
Weltgedanken machte. Mit dem Untergang des Mythos begann der Siegeszug der
christlichen Verkündigung. Die Massen drangen in die Entwicklung der Völker ein
und verwüsteten alles, was artgerecht zu leben versuchte. Es kam zur Vernichtung
der letzten kultischen Zusammenhänge zwischen Mensch und Leben. Daß in dem
abendländischen Denken nicht mehr der Mythos gespürt werden kann – das ist der
Grunde, warum wir mit dem Denken immer schwächer wurden, bis wir in eine Art von
heiliger Stumpfheit gefallen sind.
Der mit dem Mythos
verkehrende Mensch lebt in der sich selbst ergründeten Mitte und braucht nicht
zu erwarten und nicht nach messianischer Hilfe zu rufen. Er ist erfüllt
und lebt in der Erfüllung der Natur, von der er ein Teil ist.
Das Christentum, das
aus der asiatischen Agonie der Sehnsucht hervorging, bleibt im Unabwendbaren und
Zerrissenen stecken. Es ist die unerlöste Leidenschaft des christlichen
Glaubens, das sich wiederholende Leid Hiobs. Jeden Augblick steckt der Christ in
Schwierigkeiten, so dass er von einer Gnadenpredigt auf die nächste angewiesen
ist.
Darin liegt der
gewaltige Unterschied und Widerspruch zum eigentlichen, zum naturbedingten
Auftrag des bewusst lebenden Menschen: Das Leben mit den natürlichen Mitteln,
die ihm geboten werden, selber in die Hand zu nehmen, es zu gestalten! Eine
eingeredete imaginäre Hilfe, geboren in einer manchmal sicher hoffnungslosen
Wüste, kann mit Wunschdenken oder um Gnade flehend niemals herbeigezaubert
werden. Diejenigen, die den Menschen mit diesen himmlischen Wünschen und
höllischen Qualen argumentieren kennen gewiß die Nutzlosigkeit, aber sie können
für sich die irdischen Erfolge ihres sittlichen Betrugs
verbuchen.
In der Ohnmacht
ihres imaginären Gottes ist der Widerspruch begründet. Für den Menschen ist die
christliche Heilsvorstellung eine Tragik. Sie führt dazu, sich durch
eingepredigte, Fata Morgana-ähnliche Täuschungen einer Wüsten-Religion vom
natürlichen Lebens-Auftrag zu entfernen. Letzten Endes werden die Menschen
verstümmeln, geistig-seelisch und körperlich. Sie sind nicht mehr mit den
Fähigkeiten ausgerüstet, die das Leben erfordert. Der religiöse Wahn lässt sie
wie in fröhlicher Trance am wirklichen Leben vorbei
vegetieren.
Damit steht die ganze Welt im Widerspruch. Der selbstgemachte „Gott“ ist
Opfer seines Urwillens, seines Schöpfungsplanes, seines Versuchs, die Sünde zur
Grundlage er Existenzordnung zu machen.
Wie Gott Hiob nicht hörte, so hört der Mensch auch seinen „Gott“ nicht.
Im Grunde bleibt der Mensch allein. Die vorgetäuschte Verbindung zwischen
wenigen Menschen und Gott vor einigen tausend Jahren hat keine Wirkung
hinterlassen. lediglich eine Einbildung, die den Menschen von seinem von der
Allnatur geschenkten Leben zu entfremden. Der uneingeschränkte Wille zum Leben,
zur Tat, welche die Erfüllung des Lebens bedeutete, war verkümmert. In dieser
hilflosen Lage befindet sich der Mensch, seitdem er sich vom indoarischen
Lebenssinn entfernt hat.
*
Ob die Welt in Zion oder in Golgatha verklärt wurde, ob die Zeit mit der
vorexilischen Weissagung und der Wanderschaft der Juden oder mit dem Kreuz und
der paulinischen Sendung beginnt, ist eine müßige theologische Frage. Denn es
besteht überhaupt keine Kluft zwischen dem alten und dem neuen Testament,
zwischen dem Tempel des Gottes Jakobs und der mit paulinischem Geist erfüllten
Kirche. Die christliche Heilslehre ist das Ergebnis der im alten Testament
begonnen Geschichte der Gottesoffenbarung. Das bestätigt Jesus: „Wähnet nicht,
dass ich gekommen bin, Moses und die Propheten aufzulösen; ich bin nicht
gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Und deshalb sagte Paulus, dass mit
Christus das Gesetz endet.
In Wahrheit endet das Gesetz nicht. Das weltliche Gesetz ist ewig. Das
jüdische Gesetz ist erfunden, nicht um die Geschichte der Menschheit, sondern
die der Propheten zur Erfüllung zu bringen, um den Weg zur Beherrschung der
Völker frei zu machen. Die Erfüllung, d. h. die Überwindung aller Hindernisse
für den Siegeszug Israels musste kommen, sie war schon in Zion vorbereitet, wo
Jahve brüllte und donnerte. Das Wichtigste ist, dass die Historie der Schöpfung
bis zur Offenbarung die Linie der jüdischen Weltentwicklung zum Ausdruck bringt.
Diese Historie konnte mit dem Urfluch und den Posaunen vor den Toren Jerusalems
nicht enden. Sie zielte notwendig zum Evangelium hin, zur Verwirklichung der
letzten Aufgabe, zum Jubel der morgenländischen Seele: „Das Reich Gottes ist da!
Dein ist das Reich!“
Die Aufgabe der paulinischen Lehrverkündigung lag gerade darin, zu
begründen, dass Christus das Ende des am Sinai geschlossenen Bundes und der
Anfang des neuen Bundes ist, der in Wahrheit die Fortsetzung des alten Bundes
darstellt und die Weltwirklichkeit, die Weltumgestaltung im Geiste der
Frömmigkeit Israels möglich macht. Das Judentum ahnte, dass seine Bestimmung
sich nicht im alten Bunde mit dem Herrn aller Völker und Reiche der Welt
erfüllen werde, sondern dass es erst durch das Evangelium den endgültigen Sie
erringen werde. Erst mit dem Evangelium brach die eigentliche Sendung Alljudas
durch. Und darauf ist der jüdische Beschluß begründet: Christentum ist
Judentum für Nichtjuden.
*
Das Grundmotiv des alten Testamentes wurde durch das Evangelium des
Nazareners zum Vermächtnis für das Abendland. Deshalb ist Paulus der eigentliche
Erneuerer des jüdischen Testamentes und der Schöpfer des neuen Bundes, der
ebenso auf der heiligen Tyrannis Gottvaters beruht. Die Angst bereitet den Weg
des Christentums vor. Es ist das Grunderlebnis der Schwäche, des Fliehens vor
dem Leben. Es ist das Ende der Hoffnung auf sich selbst und auf das Leben. Die
sakrale Angst entsteht, wenn der Mensch am Ende ist, an seinem eigenen Ende;
wenn er nicht mehr selbstbewusst ist und wenn er in der Leere versinkt. Der
Geist stirbt, wenn die Angst durchbricht, denn dann redet nicht mehr der Mensch,
sondern der jüdische Gott. Die Erwartung der Gnade ist das Drama der Angst., die
Erlösung aus der Furcht der eigenen Existenzwidrigkeit. Daraus entwicklte sich
die Erbsündenreligion bis zu Luthers verhängnisvollem Satz: „Der Mensch ist
determiniert (vorbestimmt) zur Sünde“ und bis zur heutigen
Theologie.
Die Angst beherrschte den vorderasiatischen Raum, so dass sogar andere
Völker ihre rassischen Werte aufgaben und keine selbstbewusste, heldische
Weltschau mehr duldeten. Janeff sieht keine andere Ursache, die diese gewaltige
Auflösung des blutbedingten Lebensbildes zustande brachte, als das
durchbrechende Furchtgefühl. Darum herrschte hier nicht mehr ein Volk oder ein
lebendiges, in dem eigenen Wesensbereich verankertes Reich, sondern ein
übernationales Gesindel, das erste Weltbürgertum und Großstadtjudentum, dass nur
dann zum Angriff schreitet, wenn die völkisch und rassisch gegründeten
Organismen zur Zersetzung getrieben werden.
*
„Kampf mit dem fremden Gott“ überschreibt Janeff ein Kapitel seines
Buches.
Es gibt nichts Schwereres und Unerträglicheres auch für die gefallene
Existenz, als sich selbst in dem Zustand der Erbarmungslosigkeit zu befinden.
Das ist der Fluch, der in den alle Autonomie und alle Schicksalhaftigkeit
zertrümmernden Worten liegt: „O Mensch, wer bist denn du, dass du Gott
widersprichst?“
Hier setzte die
Protesttheologie Martin Luthers an, die Theologie der Entdämonisierung der
Erstarrtheit und der Weltangst. Er hängt aber an dem Gott der Ferne und an dem
Gott der Nähe. Wie alle seine Vorläufer und Lehrer der Erhabenheit des Schöpfers
konnte sich auch Luther nicht von der Magik des alttestamentlichen Zornbegriffs
befreien und von der abstrakten Konstituierung der Abhängigkeit von der Sünde.
Es ist dies der Grundgedanke der Tradition der Nichtigkeitstheologie dieser
ganzen religiösen Welt. Er bezieht sich dabei nicht nur auf die sündigen
Menschen, die vor Gott zu schweigen und zu zittern haben, sondern auf die ganze
Kreatürlichkeit; alles wird von Gotte „verzehrt“ und zu „Asche und Staub“
gemacht. Es wird die göttliche Herrlichkeit nur als Feindschaft, als Widerwille
allen Geschöpfen gegenüber. Die Strafe, die unwiderruflich ist, ist das
eigentliche Wesen Gottes.
Luthers eigentliche Tat liegt aber in dem Streben zur Überwindung des
alttestamentlichen Existenzbegriffes
und in der Neugewinnung der
indogermanischen Gottesschau. Das ist der Akzent der germanischen Deutung des
Absoluten, der Aufhebung des bloß Jenseitigen und Erschreckenden. Luthers
Persönlichkeit ruht in dem Drang, das Evangelium als Grundlage der Heilsordnung
und nicht als Folge der jüdischen Schöpfungssage zu deuten. Das heißt, dass
Luther nicht Gott in Christus, sondern Christus in Gott sucht. Der Gedanke, dass
nur Christus die Welt mit dem Himmel verbinden kann, ist das Entscheidende
Moment in der Lehre Luthers.
Janeff erkennt Luthers Absicht: er will Gott in dem sich mit der Welt
versöhnten Gott, in dem erscheinenden und redenden, mitleidenden und
schicksalsbedingten Gott wiederfinden. Das ist der Sinn seines Evangeliums,
seiner Umwandlung der überlieferten Orientreligion. Dies ist Luthers Sicht: Als
Gott ist Christus Mensch und als Mensch ist er wahrhafter Gott. Damit gibt
Luther den morgenländischen Glaubenssinn auf und sucht Gott nicht mehr außerhalb
der Wirklichkeit des Existentiellen. Damit ist nicht Gott, sondern der Mensch
ist das Entscheidende. Die Christologie ist ohne den Begriff des Menschen
undenkbar. Das ist das eigentliche revolutionäre Moment in der Lehre Luthers.
Luthers Auffassung ist dennoch nicht frei von theologischen
Überlieferungen. Wie ein verrat an der abendländischen Mission und an der
Weltschau germanischer Prägung klingen seine Worte: „Verflucht sei, wie gesagt
wird, dass Christus Fleisch aus Fleisch geboren sei ... Er ist zwar von Natur
Marienkind, aber hat doch ein geistlich Fleisch ... darinnen der heilige Geist
wohnt und sein Fleisch gar durchgeistigt hat.“
Luther wird sich selbst untreu, wenn er später meint, Christus nicht mehr
als Mensch zu sehen. Luther kam von Furcht und dem Zittern vor der Erhabenheit
des pharisäischen Gottes nicht los. Auch dieser titanische Mensch war von der
Nichtigkeitspsychose des Morgenlandes befangen. Der innere Kampf kommt nicht zum
Abschluß. Die letzte Entscheidung hat Luther nicht
getroffen.
*
Daß wir Christen geworden sind, das ist unser Verhängnis und das ist der
Grund für unsere unermüdliche Auflehnungsarbeit. Unsere bleibende Kultur ist aus
dem Zweifel, aus der Kritik, aus der Not der Seele und des Geistes geboren.
Diese Kultur kann nicht versöhnt und vollendet werden, solange wir uns im
Zustand der Befangenheit und
Überfremdung befinden. Deshalb gibt es nirgends so viel Zusammenbrüche
wie in der Geschichte des Abendlandes. Was bisher unternommen wurde, waren
heroische Unternehmen, den abendländischen Menschen zu retten, indem er mit
dem Gesetz des Kosmos wieder verbunden wird.
Janeff spricht von Hegel: Seine „Logik“ ist mehr als nur eine
Wissenschaft von den Formen und dem Prozeß des Denkens. Es ist die Freude des
Wiederbesinnens. Man kann es die Stimme des Blutes nennen oder den Weckruf des
Genius, den die arische Rasse in sich trägt und der immer wieder zu rufen
beginnt, wenn es sich bedroht fühlt, ob wohl es nur wie ein Schema des
Intellektes erscheint, in dem keine Spur von dem zu finden ist, was wir Leben,
Zeit, Zufälligkeit nennen.
*
Es ist unmöglich, vom christlichen Glauben den Weg zu der Erkenntnis der
Lebens-Geschlossenheit des Menschen und der gesamten Natur zu finden, weil die
Vorstellung von der ewigen Schuld des Menschen diesen Weg versperrt. Die Welt
bleibt im Tode begraben, auch wenn sie durch die Taufe verklärt wird und sich
behaupten will. Weder der östliche Gnadenweg noch der Protestantismus oder der
Katholizismus kann zum Erlebnis des Lebensganzen führen. Das Evangelium
entspringt aus der Voraussetzung der geistigen, seelischen und körperlichen
Armut und Rechtlosigkeit.
*
Die neue Geschichte unseres Erdteils ist die Geschichte des Strebens nach
Überwindung des mittelmeerischen Christentums und des asiatischen Gesetzes der
Sünde.
Immer wieder versucht sich das „christliche Abendland“ mit dem Lorbeer
großer Deutscher und Europäer zu schmücken, wie Bach, Dürer und vielen anderen
Kulturgestaltern. Man meint, diese Leistungen wären allein durch die christliche
Religion möglich gewesen. Ich fordere die christlichen Würdenträger auf, die
Namen der vergleichbaren Kulturschaffenden der Länder zu nennen, die nach der
Missionierung ähnliches hervorgebracht haben: In Afrika! In Süd- und
Mittelamerika und sonst wo in der Welt!
Es gelingt ihnen nicht! Der germanische Geist, die nordische Seele
sprechen aus den Werken dieser Künstler! Sie bemühten sich, in das Christentum
etwas hineinzudenken, was es nicht haben konnte und nicht haben kann! Diese
„Religion“ ist ein künstliches Gebilde aus morgenländischen Märchen, Lügen und
Hirngespinsten, die in einen anderen Lebensraum gehören, aber niemals in den
europäischen!
Was europäische Kunstgestalter, zum Beispiel in der Architektur,
geschaffen haben, drückt die Sehnsucht nach dem Erhabenem aus. Es ist die
Sehnsucht nach dem Rhythmus der hinaufstrebenden Linien, nach Erhebung über das
dunkle Reich der morgenländische Religion, die den Menschen die ewige
Verschuldung und die ewige Fesselung einreden möchte. Und wo der Welt der ewige
Schmerz und der ewige Jammer um ein eingebildetes Erbarmen und deshalb ein
erbärmliches Diesseits eingeredet wird. Das zu überwinden drückt die gewaltige
Diesseits-Kunst europäischer Gestalter aus!
Alles für zu der Erkenntnis, dass der abendländische Geist die Arbeit als
einen Segen empfindet. Darin sucht er Ruhe und Licht! Das Verdienen ist
nicht der ursprüngliche Antrieb!
Das heutige Europa lebt noch in der Geschichte seiner Verdammnis. Es ist
daher keine andere Lebenshaltung und keine andere Weltanschauung im christlichen
Erdteil möglich als die pessimistische. Der Pessimismus ist die wahre
Rechtfertigung und die Folge des christlichen Glaubens.
Schopenhauer hatte recht. Überall witterte er den Atem „Gottes“, den
Fluch. Er malte in seinen Büchern das trostlose Gemälde der „Schöpfung“. Er war
wie kein anderer vom Anblick der Nichtigkeit erschüttert. Er sah „Gott“ in die
Augen, er erkannte ihn und hielt es für überflüssig, weiter mit ihm zu
reden.
Der Heroismus Europas ist ein Notgriff, ein Alarmruf, nicht im
christlich-asiatischen Schulddasein weiter zu ersticken. Nur so ist nicht nur
die tiefste Schicksalslehre der abendländischen Philosophie entstanden; auch die
Musik, die Sprache des Trostes und der feierliche tragische Gesang wurzeln hier.
Was die Seele Beethovens aufwühlte – des Menschen, der gleich Schopenhauer nicht
mehr mit Gott demütig reden wollte, weil ihm dies auch als ein überflüssiges und
zweckloses Spiel erschien. Vor der Armut des christlichen Humanismus und
Rationalismus gab es für ihn keinen anderen Ausweg als das Reich der Töne, der
Gestaltung des Ringens um die Niederhaltung der Bestie der Verdammnis. Hier
offenbart sich der Genius des Abendlandes, der Sieger über den fremden
abendländischen Gott.
Das Ringen um die
Gestaltung der ursprünglichen Einheit des Geistes und die Rechtfertigung seiner
Erhabenheit über die finstere Unruhe des asiatisch-christlichen Bewusstseins
macht Beethoven zum Propheten eines neuen und selbstmächtigen abendländischen
Menschen, zum Träger des Durchbruchs, den er in sich selbst vollzogen
hat.
Auch Goethe lebte in dem Reich des Ursprungshaften. Er hat die Last der
Weltlüge niemals empfunden. Er dachte und lebte so, als ob das Christentum
niemals geschaffen worden wäre. Er brauchte nichts zu erkämpfen; sein Auge war
das Auge der Natur selbst. Beethoven ringt, während Goethe schaut und das All
bewundert. Darum ist Beethoven mit der ganzen abendländischen Tragik beladen.
Für Goethe gab es überhaupt keine christliche Geschichte. Er herrschte in Europa
und über Europa, er gehörte weder zu seiner Zeit noch zu irgend einer anderen
Zeit der modernen Entwicklung, zu keinem Dogma und zu keiner Kirche, weil er ein
Heide im tiefsten Sinne der Selbstgestaltung war.
Hölderlin leidet unter der Last des Schuldgefühls; es ist das tiefste
Erlebnis, das das christliche Abendland überhaupt kennt: Das Erlebnis der
unendlichen Leere und der unendlichen Ohnmacht. Hölderlins Welt ist überhaupt
keine konkrete Wirklichkeit. Und seine Sprache wurzelt in der Ergriffenheit vor
dem auferlegten Weltbild.
Auch Nietzsche steht inmitten derselben Entwicklung, der Auflehnung des
germanisch-arischen Schicksalsgefühls gegen die Überfremdung Europas und gegen
den alten Wüstengott; der sich entschloß, den endgültigen Untergang dieses
Gottes zu verkündigen.
Mit ihm endet nicht nur die Geschichte des Christentums, sondern auch
alle seine Varianten und Sektenbildungen aus dem Bereich der geistigen
Umnachtung des Abendländertums. Der von sich sagte: „Ich bin meiner Art nach
kriegerisch. Angreifen gehört zu meinen Instinkten.“ Und zur Geschichte des
deutschen Geistes sagt er: „Wenn je ein Deutscher etwas Großes tat, so geschah
es in der Not, im Zustand der Tapferkeit, der zusammengebissenen Zähne, der
gespanntesten Besonnenheit.“
Deshalb ist Nietzsche der Vater des aufgebrochenen Orgiasmus des
Gegenwartsgeistes, der Freude, in Gefahr zu leben und zu kämpfen. Dieser letzte
Barbar Europas setzte sich unmittelbar neben den alten Gott, um seinen
Pulsschlag zu spüren, in seine Augen zu sehen, in seinem Gewissen zu lesen. Und
er sah, dass dieser Gott schon tot war.
*
Bei allem Mut als Pionier an der geistigen Front Europas zu stehen stellt
Janko Janeff fest: Eine radikale Umwälzung ist von heute auf morgen nicht
möglich. Sie kann auch nicht allein von uns der Gegenwartsgeneration vollzogen
werden. Wir müssen uns auf der vergessenen Symbolgehalt des Lebens berufen und
auf die Wut des schöpferischen Instinkt. Denn wir wissen, dass dieser Gehalt
nicht völlig vernichtet wurde. Unser naturverbundenes Brauchtum ist durch keine
Lehre oder Gewalt auszurotten.
Was das Abendland heute braucht, ist eine ursprüngliche Welt- und
Lebenshaltung und eine einfache Sittengestaltung, die uns spüren lässt, dass wir
mit der Erde verbunden sind und mit der unendlichen Natur, aus der alles
Lebendige wächst. Gerade das Christentum hat bewiesen, dass es trotz langer
Herrschaft nicht imstande ist, das Problem der geistigen Freiheit zu lösen, weil
es auf ganz anderen „Wertbegriffen“ beruht. Der christliche Friede ist kein
Friede zwischen den Völkern, sondern er ist der abstrakte Weltfriede, die Utopie
des religiösen wie des politischen Anarchismus. Alles, was völkisch ist wird von
der christlichen Weltstaatsmetaphysik verneint. Sie verneinen damit ihre eigene
undurchdachte, morgenländisch-märchenhafte, naturfremde
Schöpfungsgeschichte.
Zwar behaupten die Wortführer des kirchlichen Christentums, allein die
Religion der Gnade sorge für das Wohl der Völker, dass sie nur imstande sei
Gerechtigkeit und Wahrheit zu stiften, aber dann frage ich, Janko Janeff, warum
die Kirche in den schwersten Stunden der europäischen Geschichte stumm und
gleichgültig geblieben ist oder nichts unternommen hat, eine bessere Zukunft zu
sichern? Wieviel Kriege haben die Wächter des heiligen Abendlandes vereitelt?
Was richten die Kirchen aus, wenn Millionen Frauen und Kinder verhungern oder
durch Kriege ums Leben kommen? Durch die Kirche gibt das Christentum seine
transzendente Gebundenheit preis und verwandelt sich in ein politisches
Machtsystem, in eine Lehre von der Herrschaft des Priestertums, des dogmatisch
institutionierten Geistes über die Willensgestaltung des Menschen, über den
Staat und die Formungen des praktischen Lebens überhaupt. Die Kirche hat viel
mehr gesündigt als der von der Ursünde gefesselte Mensch
*
Überwindung der
Wissenschaft
Das Christentum verneint überhaupt die Autonomie des Existentiellen, was
im Gegensatz zu der Welthaltung des schöpferischen abendländischen Menschen
steht. Wir suchen den Urgrund alles Bestehenden. Dieser Urgrund ist das Volk.
Das Volk behauptet sich selbst eben als Volk, als einen Teil des Kosmos. Und das
ist die Grundtatsache: die Völker sind nicht gnadebedürftig, erlösungssuchend.
Das Christentum zerstörte den Organismus der Völker und dadurch auch ihren
Genius. Seit dem Hereinbruch des neunen religiösen Nihilismus verschwanden die
artbedingten und starken Völker.
Die Wissenschaft ist im gestaltfremden Orient geboren, wie der
christliche Humanismus, der Intellekt ist aus derselben Feindschaft gegen die
Existenz, gegen den lebendigen Welturgrund entstanden, aus der sich der neue
Glaube gegen die Entwicklung der ursprünglichen Volkstümer aufbäumte. Die
Wissenschaft des Intellektes in ihrer echten abendländischen Prägung führt
niemals zum Lebendigen und niemals wird sie imstande sein, den Menschen in
seiner Weltgebundenheit zu erfassen. Nach Kant ist der Verstand von dem Durst
erfüllt, Regeln zu erfinden und beruhigt sich nur, falls er diese Regeln findet.
Einen Verstand hat die Wissenschaft erfunden, der sich nur im Abstrakten
befriedigt weiß und dessen Amt darin besteht, das Artbedingte zu
beseitigen. Der Arier zeigt seien Kraft vielmehr im originellen Schaffen; seine
ehrliche Achtung vor dem Leben erlaubt es ihm nicht, nur zu zerlegen und zu
beschreiben. Der Intellekt, der Herr der Wissenschaft, vernichtet alles
Wesens-gebundene und Arterweckende. Der Mensch, der nur Intellekt geworden ist,
ist die Fratze des Teufels, die er sich erfunden hat.
Die erste wahre abendländische Wissenschaft war Magie, Einheit von Welt-
und Gottvorstellung, Naturverehrung, urbäuerliche nordische
Schau.
Der Intellekt an sich ist wertlos und die Bildung, die auf ihm beruht,
ist kulturfeindlich. Die Wissenden, die Modernen, die Großstadtgelehrten, die
Beherrscher der Physik und der Alchimie des Begrifflichen sind die geistlosesten
Menschen, das Sinnbild der Armut an persönlichem Schauen und an Bereitschaft zur
Tat. Wieviel Geschlechter sind durch die Verwissenschaftlichung des
„Individuums“ verdorben, wieviel junge Menschen haben ihre Schulbildung mit
kranker Seele, mit erstarrtem Denken, mit lahmgelegtem Leib abgeschlossen ...
Solche Menschen bestimmten später die Entwicklung der Staaten und der Kultur.
Noch heute werden sie massenhaft produziert, da die abendländische Schule, trotz
„Reformen“ und „Reorganisationen“, noch immer der Natur und dem völkisch
geläuterten Bewusstsein fremd ist. Sie beruht noch weiter auf dem Wahn, dass
Bildung wertvoller als das Leben sei. Die Idee der Persönlichkeit kam erst vor
kurzem wieder zum Durchbruch (1939) ... Solche Revolutionen werden nach Meinung
von Jank Janeff nur von „einfachen“ Menschen durchgeführt, nicht von Professoren
und Wirtschaftstheoretikern oder Psychologen. Heute hat der bloße Gelehrte
nichts zu sagen; er ist uns genau so fremd wie die Priesterschaft. Begriffe ohne
Anschauungen sind nicht nur leer, sondern sie sind auch menschenzersetzend und
revolutionsverneinend; sie sind bloße Dogmen, nicht Kräfte, die wir Ideen oder
Geist oder etwas Ähnliches nennen können.
Alles Wahrhafte ergreift, denn alles, was wahr ist, erfasst den ganzen
Menschen. Die Wahrheit ist etwas Gewaltiges, sie bedeutet die Offenbarung der
verborgenen Zusammenhänge zwischen Mensch dem Geschehen, zwischen Licht und
Rasse, zwischen Wille und Welturgrund. Diese Erkenntnis deutet auf den
Unterschied der Anlagen und der Absichten. Hier scheiden sich die
Geister.
Die Wissenschaft des erwachten indogermanischen Lebensbe-wusstseins
haftet nicht an Scheinbildern, sondern ist entstanden aus der Bindung des
Bewusstseins an das Existentielle und seine Urordnung. Alles hat seine Wurzeln
in den Bereichen der Landschaft, des Stammes, in der Unsterblichkeit des
Blutes.
Etwas Verbrecherisches liegt darin, wenn die europäische Jugend
fortwährend mit abstrakten Gebilden und Formeln beladen wird, um „intelligent“
auszusehen.
Es ist ein Gesetz der historischen Entwicklung, dass bei der Entweihung
der Art, bei dem Zugrunderichten aller Tugenden des Schicksalsmenschen, wie
Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Vornehmheit, Ehrfurcht vor dem Persönlichen, das
Prinzip der leeren Form zur Herrschaft gelangt und dadurch das Prinzip der
Nihilisierung der ursprünglichen Lebensordnung. Europa muß wieder das Lebendige
erwecken; seine Jugend braucht kein abstraktes Wissen. Die Jugend muß begeistert
werden; bereits bei ihrem Auftreten in das praktische und soziale Leben muß sie
von dem großen Schicksalssinn unserer Gegenwart überwältigt werden. Es ist viel
besser, wenn soldatisch erzogen wird als Lateinisch zu lernen. Aus ihren Reihen
müssen kampfesfrohe Naturen hervortreten, neue Wikinger.
Wenn Europa weiter bestehen will, muß es neue Schulen errichten, Paläste
der ewigen Jugend. Das Erziehungs- und Bildungsproblem ist schließlich ein
solches des Heroentums. Erziehung zum Verwegenen ist etwas vielfach Schwereres
als sie bloße Bildung und das Wissensammeln. Im Bauerntum liegt heute die
einzige lebendiggebliebene Ursprungskraft unseres Menschen tums. Europa darf
nicht wieder Zeiten erleben, da die Führer der Völker die Schwellen der Kirchen
küssten. Rauhe Menschen müssen kommen, damit die Geschichte zur Weltmelodie des
Bauerntums wird, wie sie Herder und Ernst Moritz Arndt
ahnten.
Viele Staaten gingen unter, als das Landvolk verschwand. Die stärksten
Heere lösten sich auf, wenn das Blut nicht mehr rein blieb und wenn das Dorf zu
welken begann. Das Bauerntum muß als das lebendige Bollwerk des Abendlandes
verstanden werden, dessen Bestimmung immer darin bestand und bestehen wird, die
Kräfte des Volkes zu schützen und sie zu erneuern.
Dieser Prozeß der Entbäuerung muß mit allen Mitteln bekämpft werden,
damit die Dorfgemeinschaft erhalten bleibt. Je weniger Städte. Desto reiner und
zukunftsreicher ist das Volk. Je weniger Wissenschaft, desto stärker blüht die
Volksseele.
Lieber Freund
Anton!
Kurz vor meinem 89.
Geburtstag verlassen mich die Kräfte, diese Arbeit zu
beenden.
Vielleicht findet sich
jemand, der meine Absicht beenden kann.
Das Buch „Dämonie des
Jahrhunderts“ habe ich bis zur Seite 228 durchgearbeitet. Mein möglicher
Nachfolger könnte also hier ansetzen.
Ich setze Ihr Verständnis
für meine Situation voraus. Sie wissen, ich bin ein fleißiger Arbeiter – aber
einmal kommt der Zeitpunkt, da es nicht mehr geht.
Ich grüße Sie, lieber Anton,
und alle bulgarischen Freunde, von ganzem Herzen!
Ihr Opa Erich Glagau!