Erich Glagau                                                                                     2003                      

 

 

Dr.  JANKO  JANEFF

 

 

Versuch einer Würdigung

dieses großen Bulgaren und Europäers,

der am 13. Februar 1945 von alliierten Terrorbombern in Dresden ermordet wurde.

 

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Kurzbiographie

Janko Janeff wurde am 13. 12. 1900 in Pestera, Bezirk Plovdiv geboren. Mit 19 Jahren hatte er bereits drei Gedicht-Sammlungen:

1918: „Sünde und Kummer“; 1918: „Nach Norden“; 1919: „Sehnsüchte“

1919 ging er nach Deutschland, um Dramaturgie zu studieren, ließ sich aber für Philosophie immatrikulieren. Bis 1923 ist er Student in Leipzig, Freiburg und Heidelberg. Seine Doktorarbeit trug den Titel „Leben und Übermensch“ 1923.

Danach geht er nach Bulgarien zurück und arbeitet in der Universitäts-Bibliothek in Sofia. Seine literarischen Werke in dieser Zeit sind: 1926: „Antichrist“; 1927-28 zwei Bücher über Hegel; 1928-32 folgen weitere Werke. Sein großer Wurf erscheint in Bulgarien „Der heroische Mensch“.

Auf eine Einladung der Deutschen Reichsregierung geht Dr. Janko Janeff nach Berlin, um an der Universität in Berlin Vorlesungen zu halten. Er liebt Deutschland und bleibt hier, ohne seiner Heimat untreu zu werden. 1942 nimmt er an der Konferenz „Neues Europa“ in Dresden teil und hält einen Vortrag mit dem Titel „Die Seele Europas“.

Am 13. Februar 1945 ermordeten die alliierten Terrorbombern diesen bedeutenden Europäer mit Hunderttausenden deutschen Zivilisten in Dresden.

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Unter dem Begriff „Die Preußen des Balkans“ standen die Bulgaren hoch im Kurs der Völker Europas. Eine Bestätigung erfährt man durch das Buch von  Dr. JANKO JANEFF

DÄMONIE

DES JAHRHUNDERTS.

Es ist 1939 bei Heligsche Verlagsanstalt in Leipzig erschienen.

 

         Die Sprache eines Philosophen ist wegen eigener Begriffsbestimmungen nicht immer leicht zu verstehen. Manchmal muß ich mich hineinfühlen, weil ich dort nicht zu Hause bin. Janko Janeff weiß jedoch trotz der Unzulänglichkeit der Sprache, all das auszudrücken, was ihn, in Anbetracht der Größe der Erschütterung, innerlich aufwühlt. Und ich kann das, was diesen Philosophen bewegt hat, bei tieferem Schürfen durchaus nachempfinden.

         Sein großer Kummer war der Zustand der vom Christentum bestimmten Geschichte des europäischen Abendlandes. Es jammerte ihn, dass der urwüchsige, naturverbundene, lebensbejahende Europäer indogermanischer Herkunft durch das orientalische Christentum mosaischer Prägung in zweitausend Jahren zum Gegenteil umerzogen und sogar umgepolt worden war: Naturabgewandt, lebensverneinend, schuldbeladen, einem grausamen Gott ausgeliefert, volksfeindlich, sich selbst erniedrigend und die „Auserwähltheit“ eines kleinen orientalischen Volks anerkennend.         

         Er ist tief erschüttert, dass der europäische Mensch dieser zersetzten Welt durch die künstlichen Vorstellungsgebilde sowohl den Instinkt als auch die Fähigkeit eine Gefahr zu wittern, bereits verloren hat. Es sieht so aus, als habe sich der Mensch von der Natur sogar verabschiedet. Vom Ursprung her wurde der Mensch nämlich in die Natur hineingesetzt. Durch artfremde, künstliche, unglaubliche Dogmen, aber gerade deshalb zum Glauben gezwungen, wurde der Mensch in der Seele verdorben, und hat sich so von seiner Lebens-Basis  entfernt.

         Dr. Janeff beklagt die Verschwommenheit von Ergriffenheit des Instinkts gegenüber der Natur und dem theoretischen Glaubensbegriff der scheinbaren Wissenschaft des Glaubens. Darin erkennt er das Unheil des theologischen Intellektualismus. Man kann von einer Art Umnachtung des Geistes sprechen, wenn man die Schriften der Gegenwartstheologen über ihre Erkenntnis und Rechtfertigung des Glaubens, über Kirche und Heidentum aufschlägt. Was kann schon mit den gebräuchlichsten Worten wie „Erlösung“, „Gnade“, „Tod“ und „Sünde“ innerlich positiv bewegt werden? Denn diese Begriffe verhalten sich zum Geschenk des Lebens abweisend. Der indogermanische, der europäische Mensch ist nämlich vom Ursprung her lebensbejahend!

         Wir sind nicht in der Lage zu sagen, wie das frühere Heidentum  sich gestaltet hat. Dies ist auch nicht wichtig, weil wir nicht an eine Restaurierung denken. Die Sprache der Feinde des Heidentums begnügt sich mit „Bilderverehrung“, „Götzendienst“ und dgl. Wir versuchen heute mit Begriffen wie „Rasse“, „Blut“, „Lebensganzheit“ den Wesensbereich der indogermanischen Weltschau und die Gebundenheit an Überlieferung, an Sage und Brauch zu bezeichnen. Sie nicht nur allgemein übliche Begriffsgebilde, sondern überwältigende Erlebnisse, die den Lebensrhythmus der Ahnen bedingten.            

         Janeff sieht den künftigen Kampf zur Überwindung des Christentums mit aller Konsequenz: Es führt zu einer furchtbaren Begegnung, bei der die letzte Auseinandersetzung zwischen Mensch und Kirche, zwischen Urgefühl und Lehrsatz stattfindet; eine Revolution eines sich neuprägenden Denkens, aus dem Zorn gegen den Trug-Schein und dem klaren NEIN! Er erwartet den Jubel der sich aus Jehovas Gefangenschaft befreienden europäischen Menschen!

         Auch die Sprache der orientalischen „Religion“ ist fremd in ihren ewigen „Offenbarungen“, in deren Worten die Bilder des Nichts und zerbrochenen und seufzenden Klänge liegen. Es fehlt in allem die urwüchsige Kraft des naturverbundenen Menschen. In jedem christlichen Wort zittert die Seele Europas.

         Janeff sieht auch in den Gesichtern der christlich Belasteten den gekennzeichneten Blick, die Falten der Stirn und die verkniffenen Lippen als Merkmal der zugegebenen ewigen Verdammnis. Es ist das Gesicht des ewigen Sklaven, der aber nach Freiheit dürstet. Nur der nordische Mensch hat bis heute sein autonomes Gesicht nicht verloren: ursprungsnäher, souveräner! Selbst in den Epochen der schrecklichen Verödung im Namen des morgenländischen Kreuzes empfindet er den Schrei des sich auf seine Existenznähe wieder besinnenden abendländischen Menschen.

         Über Jahrhunderte ist trotz der bedingungslosen Erziehung zur unbegründeten Demut und zum Gehorsam gegen die Verkünder der angeblichen Minderwertigkeit des urwüchsigen Menschen im Bereich der indogermanischen Nachfolger das Aufbäumen zu spüren gewesen. Janeff sieht die Grundlagen auch in der Landschaft: Dunkle Berge schaffen Götter als Wächter des Blutes; sie sind keine übersinnlichen Gestalten, sondern lebendiger Mythos, in dem das Volk den Sinn für die Reinheit seines Geistes und die Unantastbarkeit seiner Tugenden und seines Geistes verkörpert. Die schönsten Heldensagen sind mit der Berglandschaft verbunden, während das Gebet und der Psalm in der unheimlichen Wüste entstanden sind. Die Kirche ist eine Institution der Wüstenlandschaft, in welcher der Mensch sich naturfremd und zeitfremd fühlt. Auch Nietzsche schreibt: Ein Jesus Christus war nur in einer jüdischen Landschaft möglich, über der fortwährend die düstere Gewitterwolke des zürnenden Jehova hing.

         Jeder Mensch wurzelt in dem Gesetz der lebendigen Besonderheit seines Bereiches, in dem Rhythmus der Natur, die um ihn lebt. Janko Janeff erzählt von seinen heimatlichen Balkanbergen zwischen Asien und Europa. Er liebt sein Bulgarien, und er schwärmt davon, weil er sich mit dieser Natur als eine Einheit fühlt. Er beklagt die Herrschaft des Ostens. Die Hagia Sophia ist nicht weit. Überall ist Furcht und Zittern. Dennoch: In dieser Welt walten Mächte, die kein gebildeter Jesuit und kein Reformator der Kirche begreifen kann. Es ist die Erfahrung des Allgegenwärtigen, des Geheimnisses der stolzen Landschaft, der Einheit von Wille und Gipfel, von Gedanken und Höhe. Dann offenbart sich die Ruhe, die große Weltruhe: Der Mensch befreit sich von der Erinnerung an seine Ohnmacht. Überall, wo der Stamm mit der Landschaft der Schluchten und Felsen verwachsen ist, erhält sich die magische Wurzel der Seele, das Wesen der Sippe, der Kult der Sprache und des Verwegenen. Der Mensch ist hier Urwächter des Blutes und seines Geheimnisses.

         Dagegen ist die schicksalsgleichgültige Großstadtwelt krankhaft und nervös. Die Großstadt ist morgenländisch, händlerisch, ahasverisch; ihr Ursprung ist im Osten zu suchen, in der Heimat des internationalen Wechselgeschäfts und des internationalen Kapitals. Die Großstadt der modernen Welt, so wie sie jetzt besteht, hat kein Antlitz, weil sie landschaftslos ist; sie ist feige, weil sie von Dieben der Gedanken, Magikern und Technikern geistiger Armut erfüllt ist. Es fehlt der Großstadt der dörfliche Primitivismus, die Ahnungen des an die Sippe gebundenen Menschen, die Einfalt und Selbstverständlichkeit der elementaren Weltanschauung. Der Fortschritt, die Wissenschaft trennten das Bewusstsein des Menschen vom Erdgebundenen. Wenn der völkisch und geschichtlich neutral gewordene Bürger sich wieder nach der Natur sehnte, so tat er es aus Verzweiflung über seine eigene Ohnmacht und seine innerliche Verarmung. In der Natur fand er die Idylle, die Landschaft des Glücks, des Ausruhens und der Zerstreuung. Aus dieser Landschaft sind die Poesie des Sentimentalen und der moderne Tourismus entstanden.

         Seit dem Durchbruch der christlichen Jenseitspredigt hat das Abendland jeden Zusammenhang mit der sie tragenden Landschaft verloren, die die geschichtliche Gestaltung der arischen Völker kennzeichnet, wie sie zuerst in Iran oder bei den Waldstämmen des Nordens zum Ausdruck kam. Die letzten Träger des Landschaftserlebnisses im heidnischen Europa waren die germanischen Stämme, die auf dem Boden der Römer ihre Reiche zu gründen versuchten. Das Evangelium ist überhaupt der Natur fremd, wie das ganze Mittelalter und seine Verkörperungen der Flucht aus dem Zeitlichen und Sinnlichen und wie auch alle anderen Kulturen, die unter morgenländischem Einfluß entstanden sind. Das Christentum kennt nur die farblose und müde Unnatur der Gnadenbedürftigen. 

         Was Luther zwang zu protestieren, war der innere Trieb zur Entscheidung an der Grenze zweier verschiedener Epochen des abendländischen Geschehens. Nur Luther konnte so handeln, nur dieser Revolutionär und Verleumder aus Instinkt. Luthers Gestalt ist von dem Willen zur Entscheidung bedingt; er will etwas und er vollbringt etwas. Daher wirkt Luthers Stimme wie ein donnernder Ruf durch die Jahrhunderte bis in unsere Tage hinein. Nicht weil diese Stimme die Wahrheit, die letzte Wahrheit ausspricht, sondern weil sie aus der Urquelle entspringt, aus der Ergriffenheit, die mit dem Trieb zur persönlichen Durchsetzung und nicht nur mit dem Programm der Umbildung irgend einer Institution verbunden ist, weil sie eben ein Schrei aus der letzten Vereinsamung der abendländischen Seele ist. – Uns fehlt heute die Verwegenheit, die überwältigende Prophetie der Wende, das Erlebnis der Stunde des Schicksals, die herannaht.

         Wer heute ein Philosoph sein will, muß verachten und kämpfen können und zwar aus innerer unerbittlichen Notwendigkeit. Das ist der Akzent des Räuberischen in der Philosophie jeder Aufbruchzeit überhaupt, nicht nur unserer Zeit. Es ist der Leichtsinn und die Lust am Abenteuerlichen, an Ironie und Entweihung, was den neuen Philosophen begeistert und ihn mit Einfällen überschüttet, die wie ein Blitz die Welt der Schuld erhellen. Wer heute philosophiert, muß nicht nur an die Ionier denken, die scherzten, wenn sie über das Wahre sprachen, sondern auch an Sokrates, an die Dialektik des Hohns. Durch die Ironie enthüllt sich das Verdammte und das Gesicht des Verdammten.

         Aus der oft gebräuchlichen, etwas im Zickzack verlaufenden Philosophen-Sprache übersetzt sagt Janko Janeff: Wer da meint, mit der Aufgabe seines (orientalischen) „Glaubens“ vor dem Nichts oder im Nichts zu stehen, der hat in Wirklichkeit mit dem Ende seines „Glaubens“ zum „Urglauben“ zurückgefunden. Hier muß man allerdings den Begriff des „Glaubens“ für alle verständlich definieren: Da  der Glaube nur das beinhalten kann, was man nicht weiß, wurde er gegenüber den Leicht-Gläubigen zu schlimmsten Auswüchsen bis hin zu Verbrechen missbraucht. Dennoch hatte es sich so eingebürgert, dass ein Mensch, der vorgab, keinen „Glauben“ zu haben, fast wie ein Ungeheuer betrachtet wurde. Deshalb hat der Autor zur leichteren Überleitung das Wort „Urglauben“ gebraucht. Gemeint hat er damit die Rückkehr des befreiten Menschen zur urwüchsigen ganzheitlichen, existenzerweckenden Verbundenheit zur Natur. Es ist damit eine Verneinung als Befreiung des Betrogenen, des Verstoßenen. Er hatte erkannt, dass der gedachte „Gott“ über Jahrtausende nun genug geredet hatte, und trotzdem nicht überzeugen konnte.

Janeff erinnert an berühmte Menschen wie Luther, Kant, Hegel, Hölderlin und Goethe, die den Kampf gegen die orientalische „Religion“ aufgenommen haben. Je nach der Tiefe der eingetriebenen Gewalt-Religion konnten sie sich mehr oder weniger befreien. Auch die geistige Revolution durch den Reformator Luther wird kritisch untersucht. Wobei der damalige Zeitgeist des mosaischen Christentums mit seinem Absolutheits-Anspruch nicht unberücksichtigt werden darf. So waren sie eben als Menschen entsprechend ihrer Zeit geprägt. Deshalb konnte auch Luthers Wirken nur Stückwerk bleiben. Gegen Ende seines Lebens hat Luther durchaus geahnt, welche Riesenarbeit noch zu tun sein wird, um dem deutschen Volk zu seinem arteigenen „Glauben“ zu verhelfen. Schließlich bleibt nur ein Schluß übrig: „Religion“ bedeutet nicht Läuterung des Geistes, sondern seine Verdunkelung! Sie ist Massenglaube, Massenheil und Massen.-befriedigung. Sie betrifft die Frage nach der Bändigung der Persönlichkeit, die sich selbst aufgegeben hat, nach der Eroberung des Instinkts, der nicht mehr der Natur treu geblieben ist. Es ist die Frage nach der Organisation der „Gläubigen“ und Hoffenden.

Von diesem Gesichtspunkt aus ist das Christentum Religion. Es entstand aus der Propaganda der Erwartung. Es rief die Massen zum Aufruhr, untergrub das Reich der bäuerlichen Wirklichkeit. Nicht zufällig wurzelt das Christentum in Israel; es übernahm die Methode der Werbung, den Synagogenstil und die Beherrschung durch die Angst. Wider die Natur ist die Bejahung des Erniedrigten, die Verherrlichung des schwachen Menschen, der immer übervölkisch empfindet, der Aufruf zur „Verbrüderung“ der Völker und der Affekt der Vergebung, das Drama des nahenden Gerichts, die Verschwörung des Pöbels im Namen eines Gottes der Rache gegen die Herrschenden und Arttreuen. Der apostolische Begriff der „Herde“ wurzelt in diesem Aufruf an die Masse. Das Christentum ist die Unterbrechung der Geschichte des arischen Lebens, das in einem ganz anderen Grund wurzelt. Es ist das größte Ereignis in der Geschichte, der Weltsatanismus des Orients! Es ist der gewaltigste und gewaltsamste Akt der Zersetzung des ursprünglichen Lebensgehalts, die Erniedrigung des Geistes, der das Recht auf seine selbstbewusste Gestaltung aufgeben musste. Nichts ursprünglich Griechisches ging darum in die christliche Heilsvorstellung ein. Das Griechentum wurde von dieser Predigt erst durch das alles Fremde fälschende und ausbeutende Mittelmeerjudentum übernommen. Vor den platonischen Ideen stand das hellenistische Judentum in Wahrheit mit derselben Verachtung, mit der es aus seinem Rasseninstinkt und seinem Haß gegen jede andere  Macht und Formbildung des Arischen in allen späteren Jahrhunderten gestanden hat, immer wieder danach strebend, Athen zum Mittelpunkt seiner Rassegenossen, Pythagoras zu einem Schriftgelehrten, Platon zu einem Schüler Jehovas, Rom zum Offenbarungsort seiner Berufung und zum Ende des Cäsarismus zu machen. Das hatte auch der Kirchenvater Tertullian erkannt, der sagte: „Was hat Athen mit Jerusalem zu tun?“

Janeff spricht von der Hegelschen Philosophie: Er verfiel in den Irrtum, die Ableitung des Europäischen aus dem asiatischen Judentum zum Ausgangspunkt seiner Philosophie der Geschichte des Geistes zu machen. Gerade die Ahnung der Ursprünglichkeit des Schöpferischen, des weltbildenden Geistes hat Hegel nicht zum Ausdruck gebracht, denn er fühlte sich an die christliche Lehre gebunden. (Aus diesem Grunde ist die weitere Entwicklung zu erklären, dass z. B. ehemals für Marxismus und Kommunismus Begeisterte heute nicht diesen Weg Mosaismus > Christentum > Kommunismus wahrnehmen, sondern das Christentum als ein Ideal für die Menschheit erahnen wollen, das nichts mit dem Mosaismus zu tun hat.) Um noch einmal zu betonen: Das Christentum entstand aus der Entweihung des arischen Daseins, schreibt Janko Janeff!       

 Bei der Durchsetzung des Christentums kämpften zwei Mächte: erstens die Macht des mit dem Adel des Lebens niemals verbunden gewesenen aus dem Orient und zweitens die naturnahe Kraft ruhenden Menschen, die den Wanderstab nicht kannten. Es siegte der Geist der Wüste, weil er immer stärker gewesen ist als der selbstherrschende Geist des Mythos. Immer sollte die Masse und nicht das Volk, die Religion und nicht die Sage siegen. Der Galiläer wusste das und berief sich darum nicht auf den Mythos, sondern auf den Trieb des vorderasiatischen Menschentums. Noch besser wusste das Paulus, der seine Massenversammlungen zu Versammlungen der Verschwörer gegen den arischen Weltgedanken machte. Mit dem Untergang des Mythos begann der Siegeszug der christlichen Verkündigung. Die Massen drangen in die Entwicklung der Völker ein und verwüsteten alles, was artgerecht zu leben versuchte. Es kam zur Vernichtung der letzten kultischen Zusammenhänge zwischen Mensch und Leben. Daß in dem abendländischen Denken nicht mehr der Mythos gespürt werden kann – das ist der Grunde, warum wir mit dem Denken immer schwächer wurden, bis wir in eine Art von heiliger Stumpfheit gefallen sind.

Der mit dem Mythos verkehrende Mensch lebt in der sich selbst ergründeten Mitte und braucht nicht zu erwarten und nicht nach messianischer Hilfe zu rufen. Er ist erfüllt und lebt in der Erfüllung der Natur, von der er ein Teil ist.

Das Christentum, das aus der asiatischen Agonie der Sehnsucht hervorging, bleibt im Unabwendbaren und Zerrissenen stecken. Es ist die unerlöste Leidenschaft des christlichen Glaubens, das sich wiederholende Leid Hiobs. Jeden Augblick steckt der Christ in Schwierigkeiten, so dass er von einer Gnadenpredigt auf die nächste angewiesen ist.

Darin liegt der gewaltige Unterschied und Widerspruch zum eigentlichen, zum naturbedingten Auftrag des bewusst lebenden Menschen: Das Leben mit den natürlichen Mitteln, die ihm geboten werden, selber in die Hand zu nehmen, es zu gestalten! Eine eingeredete imaginäre Hilfe, geboren in einer manchmal sicher hoffnungslosen Wüste, kann mit Wunschdenken oder um Gnade flehend niemals herbeigezaubert werden. Diejenigen, die den Menschen mit diesen himmlischen Wünschen und höllischen Qualen argumentieren kennen gewiß die Nutzlosigkeit, aber sie können für sich die irdischen Erfolge ihres sittlichen Betrugs verbuchen.

In der Ohnmacht ihres imaginären Gottes ist der Widerspruch begründet. Für den Menschen ist die christliche Heilsvorstellung eine Tragik. Sie führt dazu, sich durch eingepredigte, Fata Morgana-ähnliche Täuschungen einer Wüsten-Religion vom natürlichen Lebens-Auftrag zu entfernen. Letzten Endes werden die Menschen verstümmeln, geistig-seelisch und körperlich. Sie sind nicht mehr mit den Fähigkeiten ausgerüstet, die das Leben erfordert. Der religiöse Wahn lässt sie wie in fröhlicher Trance am wirklichen Leben vorbei vegetieren.

         Damit steht die ganze Welt im Widerspruch. Der selbstgemachte „Gott“ ist Opfer seines Urwillens, seines Schöpfungsplanes, seines Versuchs, die Sünde zur Grundlage er Existenzordnung zu machen.

         Wie Gott Hiob nicht hörte, so hört der Mensch auch seinen „Gott“ nicht. Im Grunde bleibt der Mensch allein. Die vorgetäuschte Verbindung zwischen wenigen Menschen und Gott vor einigen tausend Jahren hat keine Wirkung hinterlassen. lediglich eine Einbildung, die den Menschen von seinem von der Allnatur geschenkten Leben zu entfremden. Der uneingeschränkte Wille zum Leben, zur Tat, welche die Erfüllung des Lebens bedeutete, war verkümmert. In dieser hilflosen Lage befindet sich der Mensch, seitdem er sich vom indoarischen Lebenssinn entfernt hat.

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         Ob die Welt in Zion oder in Golgatha verklärt wurde, ob die Zeit mit der vorexilischen Weissagung und der Wanderschaft der Juden oder mit dem Kreuz und der paulinischen Sendung beginnt, ist eine müßige theologische Frage. Denn es besteht überhaupt keine Kluft zwischen dem alten und dem neuen Testament, zwischen dem Tempel des Gottes Jakobs und der mit paulinischem Geist erfüllten Kirche. Die christliche Heilslehre ist das Ergebnis der im alten Testament begonnen Geschichte der Gottesoffenbarung. Das bestätigt Jesus: „Wähnet nicht, dass ich gekommen bin, Moses und die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Und deshalb sagte Paulus, dass mit Christus das Gesetz endet. 

         In Wahrheit endet das Gesetz nicht. Das weltliche Gesetz ist ewig. Das jüdische Gesetz ist erfunden, nicht um die Geschichte der Menschheit, sondern die der Propheten zur Erfüllung zu bringen, um den Weg zur Beherrschung der Völker frei zu machen. Die Erfüllung, d. h. die Überwindung aller Hindernisse für den Siegeszug Israels musste kommen, sie war schon in Zion vorbereitet, wo Jahve brüllte und donnerte. Das Wichtigste ist, dass die Historie der Schöpfung bis zur Offenbarung die Linie der jüdischen Weltentwicklung zum Ausdruck bringt. Diese Historie konnte mit dem Urfluch und den Posaunen vor den Toren Jerusalems nicht enden. Sie zielte notwendig zum Evangelium hin, zur Verwirklichung der letzten Aufgabe, zum Jubel der morgenländischen Seele: „Das Reich Gottes ist da! Dein ist das Reich!“

         Die Aufgabe der paulinischen Lehrverkündigung lag gerade darin, zu begründen, dass Christus das Ende des am Sinai geschlossenen Bundes und der Anfang des neuen Bundes ist, der in Wahrheit die Fortsetzung des alten Bundes darstellt und die Weltwirklichkeit, die Weltumgestaltung im Geiste der Frömmigkeit Israels möglich macht. Das Judentum ahnte, dass seine Bestimmung sich nicht im alten Bunde mit dem Herrn aller Völker und Reiche der Welt erfüllen werde, sondern dass es erst durch das Evangelium den endgültigen Sie erringen werde. Erst mit dem Evangelium brach die eigentliche Sendung Alljudas durch. Und darauf ist der jüdische Beschluß begründet: Christentum ist Judentum für Nichtjuden.    

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         Das Grundmotiv des alten Testamentes wurde durch das Evangelium des Nazareners zum Vermächtnis für das Abendland. Deshalb ist Paulus der eigentliche Erneuerer des jüdischen Testamentes und der Schöpfer des neuen Bundes, der ebenso auf der heiligen Tyrannis Gottvaters beruht. Die Angst bereitet den Weg des Christentums vor. Es ist das Grunderlebnis der Schwäche, des Fliehens vor dem Leben. Es ist das Ende der Hoffnung auf sich selbst und auf das Leben. Die sakrale Angst entsteht, wenn der Mensch am Ende ist, an seinem eigenen Ende; wenn er nicht mehr selbstbewusst ist und wenn er in der Leere versinkt. Der Geist stirbt, wenn die Angst durchbricht, denn dann redet nicht mehr der Mensch, sondern der jüdische Gott. Die Erwartung der Gnade ist das Drama der Angst., die Erlösung aus der Furcht der eigenen Existenzwidrigkeit. Daraus entwicklte sich die Erbsündenreligion bis zu Luthers verhängnisvollem Satz: „Der Mensch ist determiniert (vorbestimmt) zur Sünde“ und bis zur heutigen Theologie.

         Die Angst beherrschte den vorderasiatischen Raum, so dass sogar andere Völker ihre rassischen Werte aufgaben und keine selbstbewusste, heldische Weltschau mehr duldeten. Janeff sieht keine andere Ursache, die diese gewaltige Auflösung des blutbedingten Lebensbildes zustande brachte, als das durchbrechende Furchtgefühl. Darum herrschte hier nicht mehr ein Volk oder ein lebendiges, in dem eigenen Wesensbereich verankertes Reich, sondern ein übernationales Gesindel, das erste Weltbürgertum und Großstadtjudentum, dass nur dann zum Angriff schreitet, wenn die völkisch und rassisch gegründeten Organismen zur Zersetzung getrieben werden.

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         „Kampf mit dem fremden Gott“ überschreibt Janeff ein Kapitel seines Buches.

         Es gibt nichts Schwereres und Unerträglicheres auch für die gefallene Existenz, als sich selbst in dem Zustand der Erbarmungslosigkeit zu befinden. Das ist der Fluch, der in den alle Autonomie und alle Schicksalhaftigkeit zertrümmernden Worten liegt: „O Mensch, wer bist denn du, dass du Gott widersprichst?“

Hier setzte die Protesttheologie Martin Luthers an, die Theologie der Entdämonisierung der Erstarrtheit und der Weltangst. Er hängt aber an dem Gott der Ferne und an dem Gott der Nähe. Wie alle seine Vorläufer und Lehrer der Erhabenheit des Schöpfers konnte sich auch Luther nicht von der Magik des alttestamentlichen Zornbegriffs befreien und von der abstrakten Konstituierung der Abhängigkeit von der Sünde. Es ist dies der Grundgedanke der Tradition der Nichtigkeitstheologie dieser ganzen religiösen Welt. Er bezieht sich dabei nicht nur auf die sündigen Menschen, die vor Gott zu schweigen und zu zittern haben, sondern auf die ganze Kreatürlichkeit; alles wird von Gotte „verzehrt“ und zu „Asche und Staub“ gemacht. Es wird die göttliche Herrlichkeit nur als Feindschaft, als Widerwille allen Geschöpfen gegenüber. Die Strafe, die unwiderruflich ist, ist das eigentliche Wesen Gottes.

         Luthers eigentliche Tat liegt aber in dem Streben zur Überwindung des alttestamentlichen Existenzbegriffes  und in der Neugewinnung  der indogermanischen Gottesschau. Das ist der Akzent der germanischen Deutung des Absoluten, der Aufhebung des bloß Jenseitigen und Erschreckenden. Luthers Persönlichkeit ruht in dem Drang, das Evangelium als Grundlage der Heilsordnung und nicht als Folge der jüdischen Schöpfungssage zu deuten. Das heißt, dass Luther nicht Gott in Christus, sondern Christus in Gott sucht. Der Gedanke, dass nur Christus die Welt mit dem Himmel verbinden kann, ist das Entscheidende Moment in der Lehre Luthers.

         Janeff erkennt Luthers Absicht: er will Gott in dem sich mit der Welt versöhnten Gott, in dem erscheinenden und redenden, mitleidenden und schicksalsbedingten Gott wiederfinden. Das ist der Sinn seines Evangeliums, seiner Umwandlung der überlieferten Orientreligion. Dies ist Luthers Sicht: Als Gott ist Christus Mensch und als Mensch ist er wahrhafter Gott. Damit gibt Luther den morgenländischen Glaubenssinn auf und sucht Gott nicht mehr außerhalb der Wirklichkeit des Existentiellen. Damit ist nicht Gott, sondern der Mensch ist das Entscheidende. Die Christologie ist ohne den Begriff des Menschen undenkbar. Das ist das eigentliche revolutionäre Moment in der Lehre Luthers.

         Luthers Auffassung ist dennoch nicht frei von theologischen Überlieferungen. Wie ein verrat an der abendländischen Mission und an der Weltschau germanischer Prägung klingen seine Worte: „Verflucht sei, wie gesagt wird, dass Christus Fleisch aus Fleisch geboren sei ... Er ist zwar von Natur Marienkind, aber hat doch ein geistlich Fleisch ... darinnen der heilige Geist wohnt und sein Fleisch gar durchgeistigt hat.“

         Luther wird sich selbst untreu, wenn er später meint, Christus nicht mehr als Mensch zu sehen. Luther kam von Furcht und dem Zittern vor der Erhabenheit des pharisäischen Gottes nicht los. Auch dieser titanische Mensch war von der Nichtigkeitspsychose des Morgenlandes befangen. Der innere Kampf kommt nicht zum Abschluß. Die letzte Entscheidung hat Luther nicht getroffen.

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Nach Luther sieht die Welt nicht anders aus. Israel, so scheint es, hat über die Welt und die Völker gesiegt. Europas Geschichte gleicht einer unwiderstehlichen Angriffswelle gegen die Irrtümer des Glaubens und des Dogmas auf allen Gebieten der geistigen Entscheidungen und deshalb befindet sich unser Kontinent seit der neuen Zeitrechnung ununterbrochen in einem Zustand der latenten Revolution. 

         Daß wir Christen geworden sind, das ist unser Verhängnis und das ist der Grund für unsere unermüdliche Auflehnungsarbeit. Unsere bleibende Kultur ist aus dem Zweifel, aus der Kritik, aus der Not der Seele und des Geistes geboren. Diese Kultur kann nicht versöhnt und vollendet werden, solange wir uns im Zustand der Befangenheit  und Überfremdung befinden. Deshalb gibt es nirgends so viel Zusammenbrüche wie in der Geschichte des Abendlandes. Was bisher unternommen wurde, waren heroische Unternehmen, den abendländischen Menschen zu retten, indem er mit dem Gesetz des Kosmos wieder verbunden wird.

         Janeff spricht von Hegel: Seine „Logik“ ist mehr als nur eine Wissenschaft von den Formen und dem Prozeß des Denkens. Es ist die Freude des Wiederbesinnens. Man kann es die Stimme des Blutes nennen oder den Weckruf des Genius, den die arische Rasse in sich trägt und der immer wieder zu rufen beginnt, wenn es sich bedroht fühlt, ob wohl es nur wie ein Schema des Intellektes erscheint, in dem keine Spur von dem zu finden ist, was wir Leben, Zeit, Zufälligkeit nennen.

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         Es ist unmöglich, vom christlichen Glauben den Weg zu der Erkenntnis der Lebens-Geschlossenheit des Menschen und der gesamten Natur zu finden, weil die Vorstellung von der ewigen Schuld des Menschen diesen Weg versperrt. Die Welt bleibt im Tode begraben, auch wenn sie durch die Taufe verklärt wird und sich behaupten will. Weder der östliche Gnadenweg noch der Protestantismus oder der Katholizismus kann zum Erlebnis des Lebensganzen führen. Das Evangelium entspringt aus der Voraussetzung der geistigen, seelischen und körperlichen Armut und Rechtlosigkeit.

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         Die neue Geschichte unseres Erdteils ist die Geschichte des Strebens nach Überwindung des mittelmeerischen Christentums und des asiatischen Gesetzes der Sünde.

         Immer wieder versucht sich das „christliche Abendland“ mit dem Lorbeer großer Deutscher und Europäer zu schmücken, wie Bach, Dürer und vielen anderen Kulturgestaltern. Man meint, diese Leistungen wären allein durch die christliche Religion möglich gewesen. Ich fordere die christlichen Würdenträger auf, die Namen der vergleichbaren Kulturschaffenden der Länder zu nennen, die nach der Missionierung ähnliches hervorgebracht haben: In Afrika! In Süd- und Mittelamerika und sonst wo in der Welt!     

         Es gelingt ihnen nicht! Der germanische Geist, die nordische Seele sprechen aus den Werken dieser Künstler! Sie bemühten sich, in das Christentum etwas hineinzudenken, was es nicht haben konnte und nicht haben kann! Diese „Religion“ ist ein künstliches Gebilde aus morgenländischen Märchen, Lügen und Hirngespinsten, die in einen anderen Lebensraum gehören, aber niemals in den europäischen!

         Was europäische Kunstgestalter, zum Beispiel in der Architektur, geschaffen haben, drückt die Sehnsucht nach dem Erhabenem aus. Es ist die Sehnsucht nach dem Rhythmus der hinaufstrebenden Linien, nach Erhebung über das dunkle Reich der morgenländische Religion, die den Menschen die ewige Verschuldung und die ewige Fesselung einreden möchte. Und wo der Welt der ewige Schmerz und der ewige Jammer um ein eingebildetes Erbarmen und deshalb ein erbärmliches Diesseits eingeredet wird. Das zu überwinden drückt die gewaltige Diesseits-Kunst europäischer Gestalter aus!

         Alles für zu der Erkenntnis, dass der abendländische Geist die Arbeit als einen Segen empfindet. Darin sucht er Ruhe und Licht! Das Verdienen ist nicht der ursprüngliche Antrieb!

         Das heutige Europa lebt noch in der Geschichte seiner Verdammnis. Es ist daher keine andere Lebenshaltung und keine andere Weltanschauung im christlichen Erdteil möglich als die pessimistische. Der Pessimismus ist die wahre Rechtfertigung und die Folge des christlichen Glaubens.

         Schopenhauer hatte recht. Überall witterte er den Atem „Gottes“, den Fluch. Er malte in seinen Büchern das trostlose Gemälde der „Schöpfung“. Er war wie kein anderer vom Anblick der Nichtigkeit erschüttert. Er sah „Gott“ in die Augen, er erkannte ihn und hielt es für überflüssig, weiter mit ihm zu reden.

         Der Heroismus Europas ist ein Notgriff, ein Alarmruf, nicht im christlich-asiatischen Schulddasein weiter zu ersticken. Nur so ist nicht nur die tiefste Schicksalslehre der abendländischen Philosophie entstanden; auch die Musik, die Sprache des Trostes und der feierliche tragische Gesang wurzeln hier. Was die Seele Beethovens aufwühlte – des Menschen, der gleich Schopenhauer nicht mehr mit Gott demütig reden wollte, weil ihm dies auch als ein überflüssiges und zweckloses Spiel erschien. Vor der Armut des christlichen Humanismus und Rationalismus gab es für ihn keinen anderen Ausweg als das Reich der Töne, der Gestaltung des Ringens um die Niederhaltung der Bestie der Verdammnis. Hier offenbart sich der Genius des Abendlandes, der Sieger über den fremden abendländischen Gott.

Das Ringen um die Gestaltung der ursprünglichen Einheit des Geistes und die Rechtfertigung seiner Erhabenheit über die finstere Unruhe des asiatisch-christlichen Bewusstseins macht Beethoven zum Propheten eines neuen und selbstmächtigen abendländischen Menschen, zum Träger des Durchbruchs, den er in sich selbst vollzogen hat.

         Auch Goethe lebte in dem Reich des Ursprungshaften. Er hat die Last der Weltlüge niemals empfunden. Er dachte und lebte so, als ob das Christentum niemals geschaffen worden wäre. Er brauchte nichts zu erkämpfen; sein Auge war das Auge der Natur selbst. Beethoven ringt, während Goethe schaut und das All bewundert. Darum ist Beethoven mit der ganzen abendländischen Tragik beladen. Für Goethe gab es überhaupt keine christliche Geschichte. Er herrschte in Europa und über Europa, er gehörte weder zu seiner Zeit noch zu irgend einer anderen Zeit der modernen Entwicklung, zu keinem Dogma und zu keiner Kirche, weil er ein Heide im tiefsten Sinne der Selbstgestaltung war.

         Hölderlin leidet unter der Last des Schuldgefühls; es ist das tiefste Erlebnis, das das christliche Abendland überhaupt kennt: Das Erlebnis der unendlichen Leere und der unendlichen Ohnmacht. Hölderlins Welt ist überhaupt keine konkrete Wirklichkeit. Und seine Sprache wurzelt in der Ergriffenheit vor dem auferlegten Weltbild.

         Auch Nietzsche steht inmitten derselben Entwicklung, der Auflehnung des germanisch-arischen Schicksalsgefühls gegen die Überfremdung Europas und gegen den alten Wüstengott; der sich entschloß, den endgültigen Untergang dieses Gottes zu verkündigen.

         Mit ihm endet nicht nur die Geschichte des Christentums, sondern auch alle seine Varianten und Sektenbildungen aus dem Bereich der geistigen Umnachtung des Abendländertums. Der von sich sagte: „Ich bin meiner Art nach kriegerisch. Angreifen gehört zu meinen Instinkten.“ Und zur Geschichte des deutschen Geistes sagt er: „Wenn je ein Deutscher etwas Großes tat, so geschah es in der Not, im Zustand der Tapferkeit, der zusammengebissenen Zähne, der gespanntesten Besonnenheit.“

         Deshalb ist Nietzsche der Vater des aufgebrochenen Orgiasmus des Gegenwartsgeistes, der Freude, in Gefahr zu leben und zu kämpfen. Dieser letzte Barbar Europas setzte sich unmittelbar neben den alten Gott, um seinen Pulsschlag zu spüren, in seine Augen zu sehen, in seinem Gewissen zu lesen. Und er sah, dass dieser Gott schon tot war.

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         Bei allem Mut als Pionier an der geistigen Front Europas zu stehen stellt Janko Janeff fest: Eine radikale Umwälzung ist von heute auf morgen nicht möglich. Sie kann auch nicht allein von uns der Gegenwartsgeneration vollzogen werden. Wir müssen uns auf der vergessenen Symbolgehalt des Lebens berufen und auf die Wut des schöpferischen Instinkt. Denn wir wissen, dass dieser Gehalt nicht völlig vernichtet wurde. Unser naturverbundenes Brauchtum ist durch keine Lehre oder Gewalt auszurotten.

         Was das Abendland heute braucht, ist eine ursprüngliche Welt- und Lebenshaltung und eine einfache Sittengestaltung, die uns spüren lässt, dass wir mit der Erde verbunden sind und mit der unendlichen Natur, aus der alles Lebendige wächst. Gerade das Christentum hat bewiesen, dass es trotz langer Herrschaft nicht imstande ist, das Problem der geistigen Freiheit zu lösen, weil es auf ganz anderen „Wertbegriffen“ beruht. Der christliche Friede ist kein Friede zwischen den Völkern, sondern er ist der abstrakte Weltfriede, die Utopie des religiösen wie des politischen Anarchismus. Alles, was völkisch ist wird von der christlichen Weltstaatsmetaphysik verneint. Sie verneinen damit ihre eigene undurchdachte, morgenländisch-märchenhafte, naturfremde Schöpfungsgeschichte.  

         Zwar behaupten die Wortführer des kirchlichen Christentums, allein die Religion der Gnade sorge für das Wohl der Völker, dass sie nur imstande sei Gerechtigkeit und Wahrheit zu stiften, aber dann frage ich, Janko Janeff, warum die Kirche in den schwersten Stunden der europäischen Geschichte stumm und gleichgültig geblieben ist oder nichts unternommen hat, eine bessere Zukunft zu sichern? Wieviel Kriege haben die Wächter des heiligen Abendlandes vereitelt? Was richten die Kirchen aus, wenn Millionen Frauen und Kinder verhungern oder durch Kriege ums Leben kommen? Durch die Kirche gibt das Christentum seine transzendente Gebundenheit preis und verwandelt sich in ein politisches Machtsystem, in eine Lehre von der Herrschaft des Priestertums, des dogmatisch institutionierten Geistes über die Willensgestaltung des Menschen, über den Staat und die Formungen des praktischen Lebens überhaupt. Die Kirche hat viel mehr gesündigt als der von der Ursünde gefesselte Mensch

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Überwindung der Wissenschaft

         Das Christentum verneint überhaupt die Autonomie des Existentiellen, was im Gegensatz zu der Welthaltung des schöpferischen abendländischen Menschen steht. Wir suchen den Urgrund alles Bestehenden. Dieser Urgrund ist das Volk. Das Volk behauptet sich selbst eben als Volk, als einen Teil des Kosmos. Und das ist die Grundtatsache: die Völker sind nicht gnadebedürftig, erlösungssuchend. Das Christentum zerstörte den Organismus der Völker und dadurch auch ihren Genius. Seit dem Hereinbruch des neunen religiösen Nihilismus verschwanden die artbedingten und starken Völker.

         Die Wissenschaft ist im gestaltfremden Orient geboren, wie der christliche Humanismus, der Intellekt ist aus derselben Feindschaft gegen die Existenz, gegen den lebendigen Welturgrund entstanden, aus der sich der neue Glaube gegen die Entwicklung der ursprünglichen Volkstümer aufbäumte. Die Wissenschaft des Intellektes in ihrer echten abendländischen Prägung führt niemals zum Lebendigen und niemals wird sie imstande sein, den Menschen in seiner Weltgebundenheit zu erfassen. Nach Kant ist der Verstand von dem Durst erfüllt, Regeln zu erfinden und beruhigt sich nur, falls er diese Regeln findet. Einen Verstand hat die Wissenschaft erfunden, der sich nur im Abstrakten befriedigt weiß und dessen Amt darin besteht, das Artbedingte zu beseitigen. Der Arier zeigt seien Kraft vielmehr im originellen Schaffen; seine ehrliche Achtung vor dem Leben erlaubt es ihm nicht, nur zu zerlegen und zu beschreiben. Der Intellekt, der Herr der Wissenschaft, vernichtet alles Wesens-gebundene und Arterweckende. Der Mensch, der nur Intellekt geworden ist, ist die Fratze des Teufels, die er sich erfunden hat.

         Die erste wahre abendländische Wissenschaft war Magie, Einheit von Welt- und Gottvorstellung, Naturverehrung, urbäuerliche nordische Schau.

         Der Intellekt an sich ist wertlos und die Bildung, die auf ihm beruht, ist kulturfeindlich. Die Wissenden, die Modernen, die Großstadtgelehrten, die Beherrscher der Physik und der Alchimie des Begrifflichen sind die geistlosesten Menschen, das Sinnbild der Armut an persönlichem Schauen und an Bereitschaft zur Tat. Wieviel Geschlechter sind durch die Verwissenschaftlichung des „Individuums“ verdorben, wieviel junge Menschen haben ihre Schulbildung mit kranker Seele, mit erstarrtem Denken, mit lahmgelegtem Leib abgeschlossen ... Solche Menschen bestimmten später die Entwicklung der Staaten und der Kultur. Noch heute werden sie massenhaft produziert, da die abendländische Schule, trotz „Reformen“ und „Reorganisationen“, noch immer der Natur und dem völkisch geläuterten Bewusstsein fremd ist. Sie beruht noch weiter auf dem Wahn, dass Bildung wertvoller als das Leben sei. Die Idee der Persönlichkeit kam erst vor kurzem wieder zum Durchbruch (1939) ... Solche Revolutionen werden nach Meinung von Jank Janeff nur von „einfachen“ Menschen durchgeführt, nicht von Professoren und Wirtschaftstheoretikern oder Psychologen. Heute hat der bloße Gelehrte nichts zu sagen; er ist uns genau so fremd wie die Priesterschaft. Begriffe ohne Anschauungen sind nicht nur leer, sondern sie sind auch menschenzersetzend und revolutionsverneinend; sie sind bloße Dogmen, nicht Kräfte, die wir Ideen oder Geist oder etwas Ähnliches nennen können.    

         Alles Wahrhafte ergreift, denn alles, was wahr ist, erfasst den ganzen Menschen. Die Wahrheit ist etwas Gewaltiges, sie bedeutet die Offenbarung der verborgenen Zusammenhänge zwischen Mensch dem Geschehen, zwischen Licht und Rasse, zwischen Wille und Welturgrund. Diese Erkenntnis deutet auf den Unterschied der Anlagen und der Absichten. Hier scheiden sich die Geister.

         Die Wissenschaft des erwachten indogermanischen Lebensbe-wusstseins haftet nicht an Scheinbildern, sondern ist entstanden aus der Bindung des Bewusstseins an das Existentielle und seine Urordnung. Alles hat seine Wurzeln in den Bereichen der Landschaft, des Stammes, in der Unsterblichkeit des Blutes.

         Etwas Verbrecherisches liegt darin, wenn die europäische Jugend fortwährend mit abstrakten Gebilden und Formeln beladen wird, um „intelligent“ auszusehen.

         Es ist ein Gesetz der historischen Entwicklung, dass bei der Entweihung der Art, bei dem Zugrunderichten aller Tugenden des Schicksalsmenschen, wie Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Vornehmheit, Ehrfurcht vor dem Persönlichen, das Prinzip der leeren Form zur Herrschaft gelangt und dadurch das Prinzip der Nihilisierung der ursprünglichen Lebensordnung. Europa muß wieder das Lebendige erwecken; seine Jugend braucht kein abstraktes Wissen. Die Jugend muß begeistert werden; bereits bei ihrem Auftreten in das praktische und soziale Leben muß sie von dem großen Schicksalssinn unserer Gegenwart überwältigt werden. Es ist viel besser, wenn soldatisch erzogen wird als Lateinisch zu lernen. Aus ihren Reihen müssen kampfesfrohe Naturen hervortreten, neue Wikinger.

         Wenn Europa weiter bestehen will, muß es neue Schulen errichten, Paläste der ewigen Jugend. Das Erziehungs- und Bildungsproblem ist schließlich ein solches des Heroentums. Erziehung zum Verwegenen ist etwas vielfach Schwereres als sie bloße Bildung und das Wissensammeln. Im Bauerntum liegt heute die einzige lebendiggebliebene Ursprungskraft unseres Menschen tums. Europa darf nicht wieder Zeiten erleben, da die Führer der Völker die Schwellen der Kirchen küssten. Rauhe Menschen müssen kommen, damit die Geschichte zur Weltmelodie des Bauerntums wird, wie sie Herder und Ernst Moritz Arndt ahnten.

         Viele Staaten gingen unter, als das Landvolk verschwand. Die stärksten Heere lösten sich auf, wenn das Blut nicht mehr rein blieb und wenn das Dorf zu welken begann. Das Bauerntum muß als das lebendige Bollwerk des Abendlandes verstanden werden, dessen Bestimmung immer darin bestand und bestehen wird, die Kräfte des Volkes zu schützen und sie zu erneuern.

         Dieser Prozeß der Entbäuerung muß mit allen Mitteln bekämpft werden, damit die Dorfgemeinschaft erhalten bleibt. Je weniger Städte. Desto reiner und zukunftsreicher ist das Volk. Je weniger Wissenschaft, desto stärker blüht die Volksseele.

            

                    

Lieber Freund Anton!

Kurz vor meinem 89. Geburtstag verlassen mich die Kräfte, diese Arbeit zu beenden.

Vielleicht findet sich jemand, der meine Absicht beenden kann.

Das Buch „Dämonie des Jahrhunderts“ habe ich bis zur Seite 228 durchgearbeitet. Mein möglicher Nachfolger könnte also hier ansetzen.

Ich setze Ihr Verständnis für meine Situation voraus. Sie wissen, ich bin ein fleißiger Arbeiter – aber einmal kommt der Zeitpunkt, da es nicht mehr geht.

 

Ich grüße Sie, lieber Anton, und alle bulgarischen Freunde, von ganzem Herzen!

                                     Ihr Opa Erich Glagau!       

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